Weltfrauentag 2021
Internationaler Frauentag 2021: ein Interview mit Kerstin Koch-Ugolini, geschäftsführende Gesellschafterin der KOCH Group, über die Herausforderungen, vor denen Frauen in männerdominierten Branchen stehen.
1. Wie kämpfen Sie sich als Frau täglich durch eine männerdominierte Branche wie den Maschinenbau?
Kerstin Koch-Ugolini: Ja, es stimmt, in der holzverarbeitenden Industrie ist es normalerweise so, dass man eher mit Männern als mit Frauen zu tun hat. Nach über 30 Jahren in dieser Branche habe ich mich daran gewöhnt, oft die einzige Frau in einem Meeting zu sein. Am Anfang meiner Karriere war es manchmal nicht einfach, immer die Jüngste und eine Frau zu sein, weil ich nicht die Erfahrung hatte, die ich heute habe. Männer waren es einfach nicht gewohnt, mit Frauen über technische Fragen zu sprechen, und es brauchte mehr Zeit und Mühe, um ihr Vertrauen zu gewinnen. Sobald man sich aber kennenlernt, bleibt das Vertrauen und das lohnt sich. Jetzt, Mitte 50, bin ich so daran gewöhnt, hauptsächlich mit Männern umzugehen, dass es keinen großen Unterschied macht, und ich muss sagen, es hat definitiv seine Vorteile. Auch meine Position als Geschäftsführende Gesellschafter in einem Familienunternehmen spielt dabei eine wichtige Rolle, denn ich habe viel Leidenschaft und Begeisterung für meine Arbeit und die Männer sehen das. Sicherlich ist es heute viel normaler geworden, Frauen in Führungspositionen zu haben als vor 30 Jahren. Obwohl wir noch einen langen Weg vor uns haben. Gerade für Frauen mit kleinen Kindern ist es schwierig, Das Familienleben mit den Aufgaben am Arbeitsplatz zu verbinden. Im Nachhinein mussten meine Kinder sehr schnell unabhängig werden, sich bereits in jungen Jahren selbst das Mittagessen kochen und so weiter. Dafür sind sie jetzt froh, eine Mutter zu haben, die Inputs für ihre eigene berufliche Karriere geben kann, was mich stolz macht.
2. Gibt es besondere Herausforderungen, denen Sie sich stellen müssen?
Kerstin Koch-Ugolini: Gerade als junge Frau war der erste Kontakt mit Leuten, die mich oder das Unternehmen nicht kannten, manchmal schwierig. Auch heute muss eine Frau mit ihrem Wissen und ihrer Erfahrung mehr überzeugen, als es ein Mann tun müsste. Das ist fast überall auf der Welt so und in technologischen Bereichen besonders. Das Haupthindernis besteht darin, dass der Maschinenbau für viele Frauen nicht attraktiv ist und wenn dann doch einmal Stellen mit Frauen besetzt werden, dies als besonders und ungewöhnlich hervorgehoben wird. Dies kann zu Vorurteilen führen.
3. Gibt es trotz aller Hindernisse auch Vorteile, als Frau in einer männerdominierten Branche zu arbeiten? Ist es für Sie als Frau vielleicht auch manchmal einfacher, als für Männer?
Kerstin Koch-Ugolini: Heute arbeite ich mich mit meinen Kollegen und Kunden auf einer Höhe, eine Frau in einer männerdominierten Branche zu sein, ist für mich normal geworden. Ich habe das Gefühl, dass viele der Männer, mit denen ich zusammen arbeite, neugierig sind und es ermutigend finden, weil es anders und ungewöhnlich ist, eine Frau in unserer Branche zu haben. Und ja, ich glaube, dass ein echter Vorteil darin besteht, dass Frauen eine andere Perspektive für Problemlösung und strategisches Denken mitbringen können. Selbstverständlich müssen Qualität und Professionalität gewährleistet werden.
4. Welchen Rat geben Sie vor allem jungen Frauen, die versuchen, in männerdominierten Branchen Fuß zu fassen?
Kerstin Koch-Ugolini: Es ist wichtig, dass man ein starkes Selbstvertrauen hat, dann wird man auch das Vertrauen von Kollegen und Kunden gewinnen. Man muss sich in seinem Umfeld wohlfühlen und die Dinge hervorheben, die man gemeinsam hat, und sich nicht die Unterschiede konzentrieren.